Mitteldeutsches Bahnforum » Extras » Dies und Das » "Dampfloks bestimmen unser Leben" - Hilfe, mein Kind ist ein Fachidiot! - Wissen, das Sie nie haben wollten

Hallo Eisenbahnfreunde,
heute bei t-online gefunden:
Kennen Sie den Unterschied zwischen Heißdampf und Nassdampf? Ich schon. Mein fünfjähriger Sohn hat ihn mir erklärt. Adrian ist Fachmann für Dampflokomotiven. Er redet über nichts anderes - außer hin und wieder über Dinosaurier. Fast alle Gespräche drehen sich bei uns um Dampfkessel, Kohlequalitäten, Schubstangen, Dampftreffen und ähnliche Fan-Veranstaltungen und um Adrians Wünsche zum nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten. Wir haben schließlich erst vier verschiedene Spielzeugeisenbahn-Systeme. Nach Adrians Meinung viel zu wenig. Überall im Haus stolpert man über verlegte Schienen, aus Lego gebaute Tunnel, über Loks und Waggons und über scharfkantige, einzelne Bauklötze und Legosteine. Aber das genügt nicht. Adrian träumt von einer Gartenbahn. Von Öffnungen in der Hauswand, durch die die Eisenbahnen ein und aus fahren können. Er hat bei youtube gesehen, dass es Menschen gibt, die so etwas haben.
Kind mit Quassel-Antrieb
Dampfloks beherrschen unser Leben. Fremde finden das süß. Die Kindergartenerzieherin berichtete mir entzückt, dass Adrian bei einem Marsch quer durch die Stadt die ganze Zeit an ihrer Hand hing und ununterbrochen über Eisenbahnen und die Fantasiewelt redete (in der Lokomotiven lebendig werden und große Abenteuer erleben). Mir entlockt das nur ein gequältes Lächeln, denn ich weiß: anders ist Adrian nicht zum Gehen zu bringen. Er kann buchstäblich nur laufen, wenn er jemanden an der Hand hält und ohne Unterlass über sein Lieblingsthema quasselt. Er hielt das auch über zwölf Kilometer auf einer Waldwanderung durch. Meine nach drei Stunden hervorgestoßene verzweifelte Bitte, er möge doch einmal fünf Minuten ruhig sein und der wunderbaren Stille im Wald lauschen, quittierte er mit irritiertem Stehenbleiben. Ohne Reden kein Gehen.
Ich bin zum Nerd geworden
Ich habe inzwischen längst das Stadium der Gehirnwäsche erreicht. Mein Sohn hat mich zu einem Nerd gemacht. Ich ertappte mich letzte Woche dabei, wie ich bei Facebook Dampfloks zu meinen favorisierten Themen hinzufügen wollte. Ich habe keine Ahnung von Geschichte, aber ich kann aus dem Stegreif eine halbe Stunde über Dampflok-Pionier George Stephenson dozieren. Ich habe Lokomotiven-Aufnäher gleich im Dutzend gekauft, um ungeliebte Pullover und zerlöcherte Hosenknie damit aufzuhübschen. Meine neueste stolze Errungenschaft ist eine Eisenbahn-Backform. Wenn im Fernsehen zufällig etwas über Dampfloks oder Modellbahnen läuft, starren mein Mann und ich gebannt auf den Bildschirm. Schnell aufzeichnen, für Adrian! Diese Sendungen schaut er sich dann viele Male an, bis er sie auswendig mitsprechen kann. Unsere sämtlichen Eisenbahn-Bücher sind total zerfleddert.
Es könnte noch schlimmer sein
Wir haben keine Ahnung, woher Juniors extreme Vorliebe stammt. Wir haben weder Lokführer noch Heizer in der Ahnengalerie, noch bin ich während der Schwangerschaft außergewöhnlich viel Zug gefahren.
Aber ich weiß: Es hätte alles noch schlimmer kommen können. Das wird mir jedes Mal klar, wenn ich mich mit meiner Freundin unterhalte. Sie ist Mutter zweier Töchter. Die jüngste hat sehr spät sprechen gelernt. Ihr erstes Wort wurde von den Eltern sehnsüchtig erwartet. Es war nicht etwa "Mama" oder "Papa". Die Kleine sagte "Hellokitty".
Quelle: eltern.t-online.de